Als Gott ein Kaninchen war

Was würde ich mit einem Lottogewinn machen, hat sich sicher schon jeder gefragt. Wenn man nach den Zeitungen geht, gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: entweder gar nichts, einfach weitermachen wie bisher (kommt immer gut an), oder in kurzer Zeit alles durchbringen.
Man kann aber auch die Chance der plötzlichen Unabhängigkeit nutzen und noch einmal ganz neu anfangen. So wie die Eltern von Elly, die in Cornwell ein Frühstückspension eröffnen. Ein Buchtipp von Beate.

Elly Portman wächst in ihrer recht schrägen Familie behütet und geliebt auf, aber sie ist anders. Ist sie schon immer gewesen und das weiß sie auch. In der Schule lernt sie die seltsame und etwas verwahrloste Jenny Penny kennen. Endlich hat sie ihre „Schwester im Geiste“ gefunden.

Als ihre Familie unverhofft in der Lotterie gewinnt und nach Cornwell ans Meer zieht, muss sie sich von ihrer alten Umgebung und ihrer Freundin trennen. In Cornwell eröffnen ihre Eltern schon bald, nicht des Geldes wegen, sondern aus reiner Freude eine Frühstückspension. Sie wollen neue, nette Leute kennenlernen. Und die stellen sich dann auch schon bald ein. Menschen mit interessanten Lebens(ver)läufen, klug und lebensfroh, wie der liebenswerte, etwas verschrobene Arthur oder seine wundervolle Freundin Claire, werden schnell zu Familienmitgliedern.

Und so wird das Erwachsenwerden dank der vielen fürsorglichen Begleiter trotz Anderssein und schmerzvollen Trennungen und Abschieden doch für Elly und ihren Bruder Joe zu einer Reise zu sich selbst.

„Als Gott ein Kaninchen war“ ist eine wunderbare Mischung aus „Hotel New Hamshire“ von John Irving und den „Stadtgeschichten“ von Armisted Maupin. Charaktere wie ihre Tante Nancy, die immer das Richtige zu sagen weiß, Arthur, der so viel (auch schmuddeliges) im Leben erlebt hat, die merkwürdige, vom Schicksal nicht gerade begünstigte Jenny Penny, mit der Elly trotz Trennung eine telepathische Brücke verbindet, das sprechende Kaninchen Gott und viele andere machen Sarah Winmans Roman zu einem wahren Erlebnis.

Besonders beeindruckt und berührt hat mich die intensive Verbindung zwischen Elly und ihrem Bruder Joe. Als Kind sich immer schützend vor sie stellend, braucht er viele Jahre später, als erwachsener Mann, ihre Hilfe.
Spannend bis zur letzten Seite, voll wunderschöner Sätze und Dialoge. Ein echter Schmöker für sonnige Tage und lange Nächte.

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Sarah Winman
Als Gott ein Kaninchen war
Limes 2012  ca. 18.99 Euro
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Armistead Maupin
Mary Ann im Herbst. Die allerneuesten Stadtgeschichten
Rowohlt ca. 19.95 Euro
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John Irving
Das Hotel New Hampshire
Diogenes ca. 12.90 Euro
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