Buchtipps!

Simone Atangana Bekono:
Salomés Zorn

Dieses Buch ist eine Wucht. Selten wurden Wut und Schmerz einer Jugendlichen so tiefschürfend und differenziert erzählt wie im Debütroman der niederländischen Autorin Simone Atangana Bekono.

» ’Es ist wichtig, dass du dich nicht zum Opfer machen lässt‘, sagte Papa, während er zeigte, wie man zuschlagen muss. ‚Du machst zusammen mit deinem Schlag einen Ausfallschritt. Als ob du ein Loch in deinen Feind schlagen willst.‘ Mittendurch schlagen. Stark sein. Schnelligkeit. Hart arbeiten. Sich nicht beklagen. «

Salomé ist 16 und sitzt in der Jugendstrafanstalt, die sie aufgrund der Architektur den „Donut“ nennt. Erst im Verlauf der Geschichte erfahren wir, warum sie inhaftiert wurde. Was wir von Beginn an wissen: Salomé ist wütend. Ihr Alltag vor der Haft war geprägt von Mobbing und Gewalt und vom Gefühl des Anderssein. Die Fremdheit umgibt sie in dem kleinen niederländischen Dorf genauso wie beim Besuch der Verwandten in Kamerun.

Im „Donut“ herrschen strenge Regeln. Salomé muss mit einem Therapeuten sprechen: Frits, der an einer rassistischen Trash-TV-Show teilgenommen hat. Ausgerechnet mit ihm soll Salomé ihre Gefühle besprechen. Doch die Gleichförmigkeit der Tage im Donut, die Einsamkeit, die Gespräche mit Mitinsassinnen, den Sozialarbeitern und ihrer Familie sowie die Briefe ihrer Tante Céleste lassen Salomés Mauer aus Wut und Aggression nach und nach bröckeln und ihr wird bewusst, dass Gewalt zwar oft die naheliegendste Reaktion ist, sich das Destruktive aber vielleicht auch in etwas Produktives verwandeln lässt.

„Salomés Zorn“ von Simone Atangana Bekono, übersetzt von Ira Wilhelm, ist bei C. H. Beck erschienen. Das Buch ist für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene gleichermaßen fesselnd und lesenswert.

(Ein Tipp von Ulla)

Toine Hejmans:
Der Unendliche Gipfel

Hattet ihr auch schon mal das Gefühl, dass nicht IHR das Buch, sondern das Buch EUCH gefunden hat? Beate ging es gerade mit „Der unendliche Gipfel“ von Toine Hejmans so: „Der Erzähler Walter, im letzten Lebensdrittel angekommen, ist auf dem Weg, seinen letzten Gipfel zu erreichen. Oben angekommen schaut er wie immer ins… Nichts! Er ist allein, ohne Freunde, ohne Familie und ohne Perspektive. „
Wie es dazu kam, wird parallel zur Expeditionsbeschreibung erzählt. An vielen Stellen hakt Walter auch in die Geschichte des Bergsteigens ein, Persönlichkeiten, Tragödien … – und der immer stärker werdenden kommerziellen. Verwertung. Ein Buch über die körperlichen und emotionalen Nebenwirkungen von (sportlichen) Höchstleistungen. Fesselnd bis zur letzten Seite. Für Leserinnen von Cognettis „Acht Berge“ oder Leserinnen von Sylvain Tesson. Aber ganz sicher für alle „SofaabenteurerInnen“!

(Ein Tipp von Beate)

Caroline Wahl:
22 Bahnen

Tilda trägt viel Verantwortung, von der sie glaubt, sich nicht lösen zu können und aus Liebe zu ihrer Schwester auch nicht lösen möchte. Die talentierte Mathematikstudentin wohnt mit ihrer Schwester Ida und ihrer alkoholkranken Mutter zusammen am Rand ihrer Heimatstadt, in der sie zusätzlich in einem Supermarkt jobbt. Dort spielt sie mit sich selbst ein Spiel, bei dem sie versucht, anhand des Einkaufs auf dem Kassenband zu erraten, um was für einen Typus von Person es sich handelt, die vor ihr steht, bevor sie den Preis ansagt und hochschaut.

Tilda spielt mit dem Gedanken wegzuziehen, weiß jedoch nicht, ob sie das kann, da sie wie ein Elternersatz für Ida ist und ihr Schutz und Ablenkung bietet, wenn es zuhause mit ihrer gemeinsamen Mutter nicht mehr auszuhalten ist. Oft gehen sie zusammen ins Schwimmbad, wo Tilda ihre 22 Bahnen schwimmt und auch bald einer Person begegnet, die sie an einen Menschen erinnert, der nicht mehr da ist.
Der Roman von Caronline Wahl erzählt eine zärtliche und ans Herz gehende Geschichte einer engen Schwesternbeziehung, von Parentifizierung, Resilienz und Aufbruch.

(Ein Tipp von Antonia)