„Herz auf Eis“ handelt von einem Paar um die Dreißig, das sich von seinem Beruf eine Auszeit nimmt und während einer Weltreise auf einer unbewohnten Insel im Südpolarmeer strandet.
Louise ist Juristin in einem Pariser Finanzamt, Ludovic ist Kundenberater in einer Eventagentur. Beide führen ein sorgenfreies Leben, in das sich nur bei Ludovic manchmal eine gewisse Unzufriedenheit mischt. Irgendwann überzeugt er Louise, ein Sabbatical zu nehmen. Sie kaufen eine Yacht und beginnen eine Weltreise. Nach einem halben Jahr legen sie an einer entlegenen Insel im Südatlantik an, die eigentlich aus Naturschutzgründen nicht betreten werden darf. Als ein Sturm aufzieht, übernachten sie in einer alten Walfängerstation. Doch am nächsten Morgen ist ihre Yacht verschwunden.
Mit nicht mehr als einem kleinen Rucksack ausgestattet, müssen sie mit dem auskommen, was ihnen die steinige Insel bietet: Unterkunft in den zerfallenen Gebäuden der Walfängerstation, etwas Werkzeug, Brennmaterial, ohne Lebensmittel … ganz allein mit Robben und Pinguinen, die demnächst vor dem aktischen Winter flüchten werden.
Der Mare-Verlag hat hier wieder sein großes Thema aufgezeigt: die Macht des Meeres. Obwohl die beiden Protagonisten festen Boden unter den Füßen haben, sind sie dem Meer nahezu hilflos ausgeliefert. Die Lust, sich einmal ganz aus der „Welt“ zurückzuziehen, hat sie veranlasst, auf ihrer Weltreise ganz auf Ortungsgeräte zu verzichten. Nun, durch unendliche Weiten des Meeres von aller Zivilisation getrennt, kann sie niemand finden. Nicht ins Netz der Kommunikation eingebunden zu sein – was sich beide zunächst als Luxus leisten wollen, wird zu ernster Realität.
Einsamkeit, Hunger und Kälte lassen das Paar körperlich und psychisch an seine Grenzen geraten. Wo beginnt und endet die Zivilisation? Wo gerät die Liebe hin, wenn es ums nackte Überleben geht?
Wie auch immer diese Robinsonade ausgeht, das Buch ist an dieser Stelle noch nicht zu Ende. Im zweiten Teil schlägt die Welt der Medien zurück. Es ist, als ob sie sich mit aller Gewalt das zurück holen will, was ihr verborgen bleiben sollte. Rücksichtslos, alles: das Außer-Gewöhnliche, die Sensation, wenn möglich auch Schuld.
Das etwas unscheinbare Buchcover und der Buchtitel lassen nicht erwarten, um welch intensive Geschichte es sich bei „Herz auf Eis“ handelt. Nur in einem kurzen Abschnitt wird die Vorgeschichte der beiden Figuren erzählt, ansonsten bleibt sie ohne jeden weiteren Erzählstrang dicht bei ihnen. Ein starker Roman über die Grenzen einer Liebe, über einen Mann und noch mehr über eine starke Frau.
Die Autorin Isabelle Autissier war die erste Frau, die im Rahmen einer Regatta allein die Welt umsegelte. Seit den 90er Jahren widmet sie sich ganz dem Schreiben. „Herz auf Eis“ war für den Prix Goncourt nominiert.
Isabelle Autissier: Herz auf Eis. Roman. Mare 22.00 Euro / Taschenbuch 10.00 Euro reservieren
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