Die „kleine Chefin“ im radioeins-Interview

Was macht ein Paar, Mitte 40, der städtischen Mittelschicht angehörend, seiner etwas lahm gewordenen Ehe wieder frischen Wind zu verleihen? Richtig – es schafft sich nochmal ein Kind an.  Leider scheitert das ambitionierte Projekt umfassend …
Gestern war die „kleine Chefin“ mit einem besonderen Buchtipp auf radioeins zu hören:

Lotte (Lebensberaterin) erlebt alles andere als eine traumhafte Geburt und fällt in eine „Nachschwangerschaftsdepression“. Ihr Mann Lutz (Dramaturg am Wiener Burgtheater) wiederum fühlt sich von der neuen Lebenssituation ausgebrannt und flüchtet in die Arme einer sehr jungen Kollegin.

Also wird geredet und gestritten, was das Zeug hält und sich letzendlich getrennt. Lotte zieht mit dem kleinen Jura und ihrem 16 jährigen Sohn Anselm zu ihren Eltern, Lutz lässt sich vom Alkohol und seiner jungen Geliebten mehr schlecht als recht trösten. Alle sind unglücklich und überfordert und irgendwie auf der Flucht. Am Ende des Buches denkt Anselm: „Alltägliches Kriegsgetümmel. Familien sind wie Fernsehserien, nur ohne Gags – und weder kann man den Kanal wechseln noch den verdammten Ferseher ausschalten.“

Nicht nur was das Personal und dessen „Probleme“ mit dem allzu ökologisch, politisch, psychologisch und philosophisch korrekten Leben betrifft, ist Wien auf erschreckende Weise auch Berlin oder irgendeine andere angesagte Großstadt. Selbst Lutz‘ Abneigung gegen den Kulturbetrieb im Allgemeinen und das Wiener Burgtheater im Besonderen kommt dem Leser/der Leserin irgendwie bekannt.

Toll ist, dass sich die Mitwirkenden immer mal wieder einmischen dürfen. Da gibt es mal am Ende eines Kapitels einen Anruf, eine Mail oder eine SMS in der bekräftigt oder richtiggestellt wird. Super Idee!

Ein absolut intelligenter, komischer und zutiefst trauriger Roman über uns alle. Liebe Berliner Mittelschicht unbedingt lesen!!!

 Das Interview auf radioeins nachhören (nur für begrenzte Zeit!)

 

Bernhard Moshammer
Die Zukunft wird kein Honiglecken. Ein Familienroman
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