Ratten, Pferde … Außenseiter

Drei Neuerscheinungen des Frühjahrs – wir empfehlen:

Die nördlichen Santa Barbara Inseln im Pazischen Ozean vor Kalifornien sind der Schauplatz von T.C. Boyles neuem Roman. Der Leser verfolgt das Kräftemessen zwischen David LaJoy, Gründer der FPA (For the Protection of Animals) und Alma Boyd Takesue, Bachelor in Biologie, Master und Promotion in Ökologie, jetzt Sprecherin der des National Park Service. Der Konflikt beginnt auf der Insel Anacapa, wo eingeschleppte Ratten das Ökosystem aus dem Gleichgewicht brachten. Der National Park Service will diese nun schonend beseitigen. Doch die FPA findet, dass auch die Ratten ein Recht auf Leben haben.
Der Roman ringt um das Verständnis von Natur: darf man missliebige Tiere töten, um einen „ursprünglichen“ Naturzustand wieder herzustellen, oder muss man dies einfach als „neuen“ Zustände hinnehmen? Verschiedene Lebenswege, konsequente Taten sowie dramatische Ereignisse lassen diesen Roman lebendig und vielschichtig werden. Manche Episoden lesen sich wie Kurzgeschichten, doch fügt sich alles schlüssig zusammen.
Fazit: Ein neuer T.C. Boyle, der seinen letzten Vorgängern, in nichts nachsteht.

T.C. Boyle: Wenn das Schlachten vorbei ist. Hanser 22.90 Euro reservieren

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Eine dritt-, viert-, fünftklassige Rennbahn irgendwo in den Staaten, Jokeys am Karriereende, Zocker, Ganoven. Tommy und Maggie wollen schnelles Geld machen, doch ihre Rechnung geht nicht auf. Sie bleiben auf der Rennbahn hängen, in der Hoffnung, dass sich das Glück noch einmal wendet.
Die Handlung beginnt gemächlich, wendet sich hier und dahin, bis sie sich langsam im Staub der heruntergkommenen Ställe zusammenzuschieben beginnt …
Jaimy Gordon hat einen bemerkenswerten Pferde-Roman geschrieben, der sich nicht mehr vom Klischee unterscheiden könnte.

Jaimy Gordon: Die Außenseiter. Aufbau-Verlag 19.99 Euro reservieren

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Hikikomori heißen in Japan Personen, die sich aus Angst vor Leistungs- und Anpassungsdruck völlig von der Außenwelt zurückziehen und – im wörtlichen Sinne „eingeschlossen“ – viele Jahre so verbringen. Ein junger Hikikomori hat sich erstmals aus seinem Zimmer gewagt, hinaus in den Park. Eine Parkbank wird tagsüber sein Zufluchtsort, bis ihm eines Tages ein Mann auffällt. Nach außen hin ein Angestellter, ein Salaryman, verbringt er ebenso den Tag auf einer Parkbank. Beide in ähnlichen Situationen, beginnen sie zu erzählen …
„Ich nannte ihn Krawatte“ ist ein typisches Wagenbach-Buch: Menschen in den Problemzonen der Gesellschaft, nachdenklich, poetisch, bewegend.

Milena Michiko Flasar: Ich nannte ihn Krawatte. Wagenbach 2012 16.90 Euro reservieren

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