Ein Mann in den mittleren Jahren zwischen drei Frauen. Eigentlich lebt Roland Oberstein nur seinem Beruf: als Wirtschaftswissenschaftler erforscht er an einer amerikanischen Uni die Geschichte der Spekulationsblase. Einer muss sich eben den wichtigen Dingen widmen …
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Eiskalt hat sich der Niederländer von seiner Frau getrennt, um in den Staaten noch einen Karrieresprung zu machen. Und eine Tagung in Europa ist für ihn kein Grund, bei seiner Freundin in Amsterdam vorbeizusehen. Diese Zeit müsste er schließlich von seinen Forschungen abknappsen. Oberstein hat sich in seiner Wissenschaftswelt eingerichtet: tagsüber Seminare, danach seine eigentliche Passion: die Spekulationsblase.
Ex-Frau und Freundin sind weit weg. Doch plötzlich sucht eine Frau seine Nähe, die er auf einer Konferenz kennen lernte. Seine Ex-Frau will, dass er öfter in den Niederlanden ist, um sich um seinen kleinen Sohn zu kümmern, und die Freundin kommt auch bald zu Besuch. Noch gelingt es ihm, alle irgendwie auf Distanz zu halten, aber langsam leidet seine Arbeit darunter …
Manchmal fragt man sich vielleicht: warum wird dieser doch ziemlich – naja – langweilige Mensch so vom weiblichen Geschlecht umschwärmt? Nun, Arnon Grünberg hat diesen Roland Oberstein sicher etwas stilisiert, hat einen Typ Mann gezeichnet, den es so nicht gibt. Oder doch? Job, Karriere, bloß keine zu enge Bindung, bloß nicht darüber reden …
Auf über 600 Seiten entfaltet sich eine flotte Handlung, abwechslungsreich durch mehrere Haupt- und einige Nebenstränge, durch rasche Orts- und Personenwechsel. Es macht Spaß dabei zuzusehen, wie dieser gut organisierte, sich von emotionalen Fährnissen stets fern haltende Mann langsam ins Straucheln gerät. Mit viel Witz und Humor schildert Arnon Grünberg das Verhältnis von Mann und Frau(en). Eine Mischung aus Philip Roth und John Irving (Literaturen, Berlin)? Ja!
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Arnon Grünberg
Mit Haut und Haaren
Diogenes Hardcover 22.90
Diogenes Taschenbuch 12.90 Euro