Keine Angst vor Houellebecq!

Dürfen wir ein Buch unerwähnt lassen, das bereits seit einigen Wochen ganz oben auf der Hitliste unserer Kunden steht? Mit Karte und Gebiet hat Michel Houellebecq die Leserschaft offensichtlich überrascht – und viele neue Fans gefunden!

„Die Welt ist meiner überdrüssig, Und ich bin es ihrer gleichermaßen.“ (Karl, Herzog von Orlean) Dieses Eingangszitat des neuen Romans von Michel Houellebecq drückt dessen Grundstimmung treffend aus. Im Mittelpunkt steht das der Welt abgewandte und von der Gesellschaft isolierte Individuum – in diesem Fall Jed Martin, einem in Paris lebenden Künstler.

Schon zu Schulzeiten ein Einzelgänger, findet er sich nach seinem abgeschlossenen Kunststudium allein in seinem Atelier wieder. Von der Fotografie technischer Gegenstände wendet er sich einem Projekt zu, dass dem Buch seinen Namen gibt. Er fotografiert Michelin-Karten und stellt diese den Satellitenaufnahmen gegenüber. Mit der Ausstellung dieser Serie beginnt Jeds Erfolgsgeschichte und er wird zu einem geschätzten Teil der Pariser Kunstwelt. Neben Olga, einer der schönsten Frauen von Paris, mit der er einige glückliche Monate verbringt, ist seine Begegnung mit dem Schriftsteller Houellebecq eine der wenigen für ihn bedeutsamen. Sie löst ihn zumindest für einige Augenblicke aus seiner Einsamkeit und Isoliertheit. Zusammengeführt werden die beiden durch eine anstehende Ausstellung Jeds neuester Arbeiten, für die der Schriftsteller ein Vorwort verfassen soll.

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Houellbecq folgt einer verbreiteten französischen Erzähltradition, nach der sich Schriftsteller mitunter selbst in ihren Romanen erscheinen lassen: vereinsamt und von der Gesellschaft angewidert, zieht sich der Houellebecq des Romans aufs Land in das Haus seiner Kindheit zurück und verlebt dort einige scheinbar glückliche Monate. Den einzigen Besucher, den er noch empfängt, ist Jed.

Dann geschieht ein grausames Verbrechen, und dieser dritte Teil des Buches erinnert an einen Kriminalroman. Der Lebensentwurf des Hauptkommissars Jasselin steht im starken Kontrast zu dem der beiden Künstler Jed und Houellebecq. Familiär und sozial eingebettet und in der Gesellschaft funktionierend, führt Jasselin ein ausgeglichenes, ja zeitweise glückliches Leben, wie es den beiden Künstlern unmöglich ist.

Houellebecq ist ein Roman gelungen, der neben der Kunstwelt die gegenwärtige Gesellschaft an sich beleuchtet und kritisiert sowie stellenweise karikiert. Ein ernsthafter Roman, der sich mit vielen interessanten Themen auseinandersetzt und viele spannende Gedankengänge entwickelt – leicht lesbar und weit entfernt von Houellebecqs früherem provokanten Stil . Unbedingt lesenswert für Houellebecq-Freunde und … -Entdecker!

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Michel Houllebecq

Karte und Gebiet. Roman
DuMont 22.99 Euro

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