Cory Doctorow: Little Brother – Ein Hackerroman

[singlepic id=282 w=240 h=180 float=right]Die Handlung spielt einige Jahre, vielleicht Jahrzehnte in der Zukunft in San Francisco. Die Lebenswelt ist technisch erheblich aufgerüstet. Einen Ausschnitt lernt man durch Marcus oder besser w1n5t0n, gelesen Winston, kennen. Die Schule des 17jährigen ist gespickt mit technischen Einrichtungen zur Überwachung der Schüler, die neueste ist ein Gang-Erkennungssystem, das die Schüler anhand ihres Ganges identifiziert und den Besuch des Unterrichts wie auch das unerlaubte Verlassen des Schulgeländes signalisieren kann.

Die Schulen benutzen anstelle von Schulbüchern Schoolbooks, Notebooks, die jede Aktivität während des Unterrichts protokollieren. Natürlich stellen all diese Überwachungskameras für Marcus und seine Freunde kein Hindernis, höchstens sportliche Herausforderungen dar, um den für sie wirklich wichtigen Aktivitäten nachzugehen: virtuell-reale Games, zu denen sie sich mit Mitspielern der ganzen Region verabreden.

Als Terroristen die Oakland-Bay-Bridge sprengen, sind sie zufällig in der Nähe unterwegs zu einem neuen Game. Marcus und seine Freunde werden verhaftet und tagelang verhört. Nach seiner Freilassung findet sich Marcus in einer komplett überwachten Stadt wieder. w1n5t0n ist empört und beginnt die Behörden zu bekämpfen: aus einer gehackten X-Box und einem Open Source-Betriebssytem entwickelt er das Xnet – und wird unerwartet zum Anführer einer ganzen Bewegung …

Little Brother wurde zuerst 2008 veröffentlicht, Doctorow hat jedoch bereits seit 2006 an diesem Buch gearbeitet. Es ist inspiriert von den Heimatschutz-Bestrebungen der US-amerikanischen Regierung in den frühen 2000er Jahren und behandelt Themen, die trotz der inzwischen vergangenen Zeit weiter aktuell bleiben dürften: Datenschutz, Open Source, Verschlüsselung, Hacken und mehr. Allerdings stellt sich aus heutiger Sicht die Frage, ob man den staatlichen Behörden angesichts chronisch klammer Haushalte und des permanenten technologischen Hinterher-Hinkens das gezeichnete Überwachungs-Szenario tatsächlich zutrauen kann. Schließlich ist das  Sammeln und Verknüpfen von Daten aller Art längst die Domäne von Internet-Konzernen geworden.

Cory Doctorow, kanadischer Journalist und Blogger, hat einen rasanten Roman geschrieben, der auch den ein oder anderen jugendlichen Nichtleser vom Rechner locken könnte – aber nur bis zum Nachwort: Also los, klapp das Buch zu und mach dich auf den Weg. Die Welt steckt voller Sicherheitssysteme. Vielleicht kannst Du ja eines knacken.

cory_doctorow_little_brother Cory DoctorowLittle Brother. Roman
Rowohlt Taschenbuch 14.95 Euroim Laden abholen / vorbestellen
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