Vor einigen Tagen ist Birgit Vanderbekes Roman Die sonderbare Karriere der Frau Choi im Taschenbuch erschienen. Eine kleine, feine Roman-Erzählung über das südfranzösische Örtchen M**. M** befindet sich vierzig Kilometer von der nächsten Autobahn und ist „einer Überdosis Natur ausgeliefert“.
Toll – nur dass man von Natur allein nicht leben kann und dass man in Südfrankreich auch anderswo solche Überdosen nehmen kann. Der Bürgermeister allerdings – der alle paar Jahre mittels Wahlbetrug wiedergewählt wird – sieht einen Lichtstreif am Horizont: das Ministerium plant, direkt hinterm Ort eine Militärbasis zu errichten und eine vierspurige Straße und und und … . Die Bewohnerschaft ist zwar nicht sonderlich begeistert, hat sich jedoch bereits ihrem Schicksal ergeben. Doch dann tritt eine Koreanerin auf den Plan und eröffnet in der alten Seidenspinnerei ein Restaurant …
Dem Buch wurde bereits der ‚Chocolat‘-Stempel aufgedrückt – sicher nicht ganz zu unrecht. Ein tyrannisches Stadtoberhaupt, eine liebenswerte Bewohnerschaft, südfranzösische Lebensart, die Zugezogene (mit Kind) … .
Den Diogenes-Verlag scheint etwas ‚Chocolat-Flair‘ auch nicht zu stören. In der letzten Verlagsvorschau wurde Martin Walkers Krimi Bruno – Chef de police mehrseitig angekündigt – und das sah dann so aus:
Chocolat-geübten BuchhändlerInnen kommen diese Häuser natürlich irgendwie spanisch bekannt vor …
Nun ja, die Verlagsvorschauen werden bekanntlich mit heißester Nadel gestrickt. Da bleibt für die Bildrecherche wohl nicht immer genug Zeit.
Zur Story: Bruno, gut aussehend (!), alleinstehend (!), ist Polizeichef Ortspolizist in Saint-Denis, Perigord. Er hat sich gerade ein kleines Ausbau-Haus gekauft, mag gutes Essen und auf dem Wochenmarkt gibt es niemanden, der nicht gern ein Pläuschen mit ihm hält. Es ginge beschaulich zu im Ort, wenn nicht die EU-Kommissare ab und an ihre Spione schickten um grand-maire Colette beim Verkauf ihrer nicht EU-gerecht durch-den-Stall-gerollten Käsespezialitäten zu ertappen. Doch Gott sei Dank gibt es noch die alten Résistance-Veteranen, die es mit der „EU-Gestapo“ aufnehmen.
Mit der Idylle ist es jedoch vorbei, als ein alter Algerien-Einwanderer brutal ermordet wird. Alles deutet auf eine rechtsextreme Tat hin, doch warum wurde aus dem Haus des Opfers ein Wandfoto entwendet, das ihn als Mitglied einer Fußballmanschaft zeigt? Kommissar Bruno ermittelt.
Insgesamt ein richtig schöner Urlaubs-Krimi bei dem man „den Duft von Trüffeln, Wein und Käse atmen“ (WDR) kann. Nebenbei erfährt man einiges über die französische Nachkriegsgeschichte, über die Situation der nordafrikanischen und die gegenwärtige Rolle der englischen Immigranten in der französischen Provinz.
Aber ob das Ende à la „c’est la vie“ politisch so ganz korrekt ist?
Selber lesen!
Birgit Vanderbeke: Die sonderbare Karriere der Frau Choi. Fischer Taschenbuch Verlag 8.95 Euro
Martin Walker: Bruno – Chef de police. Diogenes 19.90 Euro
3 thoughts on “Schokolade, Schokolade”