„Artikel 5“ – ein Buchtipp von Clara

Unsere Testleserin Clara hat wieder einmal zugeschlagen: Mit „Artikel 5“ hat sie ein Buch gelesen, das der Auftakt zu einer neuen „All-Age-Reihe“ sein wird.
Ein Sicherheitsapparat, der FBR, dominiert nach strengen moralischen Regeln rigoros das Leben in den Vereinigten Staaten.  Wer dagegen verstößt, riskiert Haft oder sogar Leben. – Clara schreibt, dass sich während der Lektüre keine Gelegenheit ergab, die eigene Beunruhigung abzuschütteln …

Ein Leben ohne Gesetze ist für uns heutzutage kaum noch vorstellbar. Sich in verschiedenen Lagen auf seine Rechte berufen zu können, ist ein Mittel, sich seine Würde zu bewahren und eine Form des Selbstschutzes. Die Vorstellung, dass jemand diese Grundlage für ein gutes Zusammenleben missbraucht, ist beängstigend und mag nicht in unsere Gesellschaft zu passen, aber Kristen Simmons hat diesen Gedanken weitergesponnen und in ihrem Roman „Atikel 5“ zum Hauptgegenstand der Geschichte verarbeitet.

In dieser hat der Sicherheitsapparat der US-Amerikanischen Regierung, genannt FBR, die Macht an sich gerissen und fünf Artikel verfasst, die dazu dienen, jegliche Gefahr und unmoralisches Verhalten im Keim zu ersticken. Die Statuten schließen allerdings die Individualität und Selbstbestimmung aus, was zur Unterdrückung der Bürger der Vereinigten Staaten führt.

Auch Ember und ihre Mutter haben sehr unter den totalitären Gesetzen zu leiden, denn das 17-jährige Mädchen verstößt als nichtehelich geborenes Kind gegen den 5. Artikel. Trotz der angespannten Lage probieren sie ein möglichst normales Leben zu führen, doch plötzlich tritt der bis dahin verdrängte Fall einer Strafverfolgung ein, indem man Mutter und Tochter voneinander trennt. Bei der Verhaftung erkennt Ember in einem der Soldaten ihre große Liebe Chase wieder und befindet sich daraufhin vollkommen bestürzt und hilflos in einem Erziehungszentrum. Allein wird sie sowohl ihre Mutter, als auch sich selbst nicht befeien können, doch da ist ja auch noch Chase, welcher jedoch ein fremder Mensch geworden zu sein scheint.

Kristen Simmons lässt einem im Verlaufe ihres ersten Buches selten Zeit, Luft zu holen, weshalb sich keine Gelegenheit ergibt die eigene Beunruhigung abzuschütteln. Da man als Leser sehr schnell in die Handlung eingeführt wird, ist die Bedrohung des diktatorischen Staatssystems von Anfang an deutlich spürbar. Die Verzweiflung der Menschen, aber insbesondere die der Protagonistin Ember, ist sehr ausführlich herausgearbeitet worden, denn ihre Angst ist ein stetiger Begleiter und das Gefühl, aus welchem sie immer wieder heraus zu handeln versucht.

Trotz der Hoffnungslosigkeit, die sich in der düsteren Atmosphäre ausbreitet, schafft es die Jugendliche mit eisernem Willen, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Ich war sehr positiv überrascht, dass die Autorin es geschafft hat, eine sehr intensive und tückische Liebesgeschichte aufzubauen, aber diese weder schmalzig noch überladen dargstellt hat, was des Öfteren bei Romanen dieses Genres der Fall ist. Die Beziehung zwischen Ember und Chase war wirklich glaubwürdig dargestellt und in diesem Fall insbesondere durch ihn und seine Undurchdriglichkeit mit einem Hauch von Prickeln versehen. Das einzige Manko bildet für mich das etwas zu kurz gekommene Eingehen auf das Verhältnis zwischen Ember und ihrer Mutter, da die Suche nach dieser den Hauptbestandteil der Story ausmacht und es dafür zu sehr an Charakterisierung fehlt.

Wer aber schon länger auf der Suche nach einem Buch mit einem hohen Spannungsgrad war und älter als 15 Jahre ist, ist mit „Artikel 5“ wirklich gut bedient.

Kristen Simmons: Artikel 5 ivi 16.99 Euro reservieren