Unser Buchtipp: Die hellen Tage – von Zsuzsa Bank

[singlepic id=434 w=240 h=180 float=left] Seri kennt Aja schon immer. Es gibt keine Erinnerung an eine Zeit vor Aja. Irgendwann stößt Karl zu ihnen. Gemeinsam bilden sie ein unzertrennliches Freundschaftsdreieck. Die Tage ihrer Kindheit in Kirchblüt, einer süddeutschen Kleinstadt in den 60er Jahren, sind hell, unbeschwert. Auch wenn ihre überschaubare Welt durchaus nicht heil ist und sich von dem, was üblich ist, unterscheidet.

Seris Vater starb kurz nach ihrer Geburt, Karls Bruder verschwand an einem hellblauen Tag spurlos und Zigi, Ajas Vater, ein begnadeter Zirkusartist, bleibt immer nur wenige Wochen, um jedes Jahr an einem Herbstmorgen wieder Richtung Amerika aufzubrechen. Bevor er geht, flickt er notdürftig und erfindungsreich das kleine, schiefe Haus mit dem verwilderten Garten am Rande von Kirchblüt, das er einmal für Aja und ihre Mutter Evi gebaut hat. Evi, die ehemalige ungarische Seiltänzerin ist Zentrum, Zuflucht und Zuspruch für die Kinder, später auch für ihre Mütter und Karls Vater.

Irgendwann ist dann, kaum merklich, die Kindheit vorüber und da Aja Karl und Seri sich nicht trennen wollen, gehen sie gemeinsam zum Studium nach Rom. Doch das Erwachsensein stellt ihre Freundschaft stetig auf die Probe.

„Uns blieb nur, die Dinge hinzunehmen, die zwei Sekunden, die unser Leben verändern, die Richtungswechsel und Unfälle auf den Wegen, die wir einschlugen, obwohl wir genauso gut einen anderen Weg hätten nehmen können.“

Der Leser taucht in drei Familiengeschichten ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch immer wieder zu dem Häuschen mit dem schiefen Tor hinführen. Im Mittelpunkt stehen die Mütter, die einander begleiten und helfen, die gemeinsam irgendwie das Leben meistern, die aus dunklen, immer wieder helle Tage werden lassen.

Zsuzsa Bank hat bisher sparsam publiziert. Für ihren 2002 erschienenen Roman „Der Schwimmer“ erhielt sie zahlreiche Literaturpreise. 2005 veröffentlichte sie ihren Erzählungen-Band „Heißester Sommer“,  der in seiner Melancholie sehr an Judith Hermann erinnerte. Es sind nicht die Zeitläufte der 60er Jahre, es ist der melancholische Blick auf das Erwachsenwerden, der sich in „Die Hellen Tage“ wiederspiegelt. Wer sich für die 540 Seiten ausreichend Zeit nimmt und sich auf den außergewöhnlichen Erzählstil der Autorin einlässt, wird dieses Buch sehr genießen können.

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zsuzsa_bank_die_hellen_tage_hc Zsuzsa Bánk
Die hellen Tage

Fischer Verlag 21.95 Euro
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